Einer der über die Regionalliga hinaus wohl bedeutendsten Mainzer Komponisten wird 2024 mit gleich zwei Jubiläen gewürdigt:
Am 24.12. ist sein 200. Geburtstag, am 26.10. ist er seit runden 150 Jahren tot.
(Der geringe Bekanntheitsgrad ist sicher auf sein überliefert bescheidenes Wesen sowie den frühen Tod (Diabetes war damals noch nicht therapierbar) zurückzuführen.
Mal ehrlich: Ihr wisst alle, dass das Mainzer Konservatorium und ein Platz in der Neustadt nach ihm benannt sind - aber wer hat denn tatsächlich etwas von seiner Musik gehört?
Wer auf die "Neudeutschen" um Liszt und Wagner steht, wird hier sicher seine Freude finden.
Empfohlen seien seine Opern "Der Barbier von Bagdad" und "Der Cid" sowie das reiche Kompendium an Kunstliedern.
Als Fan der menschlichen Gesangsstimme habe ich nach "Entdeckung" der Person zunächst, mit einiger Freude, in seine Vokalwerke reingehört.
Auf P.C. gestoßen (worden) bin ich überhaupt erst durch den abonnierten "Gaadefelder Info-Brief", den ich allen am Geschehen in der Mainzer Neustadt Interessierten nur wärmstens weiter empfehlen kann.
Mit großem altruistischen Engagement wird hier auf Basis der Plattform "Neustadt im Netz" alles Erdenkliche liebevoll und tagesaktuell eingepflegt.
Dort wurde jüngst erneut auf die Ausstellung zu Ehren des Mainzer Komponisten hingewiesen, - die ich hier gerne verlinke.
... und: Bitte nicht verwechseln mit dem gleichnamigen Schlagersänger!!!💣💀 🤢
Der Barbier von Bagdad
Die fünfte & sechste Szene dieser Komischen Oper haben es mir nun außerordentlich angetan:
- Eine "Reim-Dich-Oder-Ich-Fress-Dich"-Lyrik, die einen Vergleich mit der Neuen Frankfurter Schule oder, für die Jüngeren, Hilberts "Ritter Rost" nicht zu scheuen braucht.
- Die Wahl des Subdominantparallel-Quintsextakkordes in Terzlage (schwieriges Wort, aber Ihr werdet ihn wiedererkennen) als Opener wie Mendelssohn im berühmten Hochzeitsmarsch im "Sommernachtstraum" zu verwenden, ist sicher kein Zufall.
Immerhin ist Nureddin verliebt & hat den Barbier Abul bestellt, um möglichst chic zu erscheinen.
- Es folgen ein paar hochromantische Vorhalts-Kadenzen, abgeschlossen mit einem Posaunen-Glissando, welches zeitlos immer für einen Lacher gut ist & die ganze Szene bricht. Prima eingesetzter "Slapstick-Holzhammer"!.
- Alsbald wird in einem schrägen Duett Abuls ruhig-hochtrabender Vortrag durch Nureddins Hektik durchbrochen,
- woraufhin Abul eine auch heute noch nachvollziehbare Darstellung der "Ganzheitlichkeit" des Barbier-Berufs liefert.
Diese ironische Anspielung an den eigenen Anspruch des Komponisten, im "neudeutschen" / "wagnerianischen" Sinne stets ein synästhetisches "Gesamtkunstwerk" zu schaffen, gefällt mir
besonders gut.
Musikalisch ist es ein Silben-Staccato, wie wir es von Rossinis spanischem Figaro-"Faktotum" kennen; - ebenfalls sicher nicht zufällig eingesetzt ;-)
- [Hier btw der Hinweis auf die Rossini-Konzertparaphrase für Cello des in der Gitarrenwelt stets interessanten Mario-Castelnuovo-Tedesco]
- In der 6. Szene dann der wort- (und mit Chor stimmen-)reiche Rauswurf des Barbiers - zum Schießen!
8 - 15 min schönster & auf höchstem Niveau gepflegter Nonsens - hört rein & bleibt dran!